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Ein Aventuringlaspokal Venedig, Anfang 18. Jahrhundert

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Beschreibung:

Ein Pokal

Venedig, Anfang 18. Jahrhundert.
Aventuringlas mit Schliff sowie Silber, gegossen, ziseliert und vergoldet.
Höhe: 8,8.
Benannt wird das Aventuringlas nach der zufälligen Wiederentdeckung des Verfahrens (ital. per avventure: zufällig) in Murano im 16. Jh. Ein ähnlicher oder gleicher Prozeß war im Altertum bekannt.
Eine andere Quelle gibt folgendes an:
Als man den zufällig entstandenen Effekt wahrnahm, versuchte man, ihn zu wiederholen, was nicht ohne Mühe und Zeit zu bewerkstelligen war. Angesichts der Ungewißheit über den Ausgang der Versuche wurde der Erfolg dann als „venturina“, als „kleines Glück“ empfunden. In Frankreich wandelte sich die Bezeichnung in „aventurine“, was so viel wie Zufall bedeutet, und wurde nun auch auf die Mineralien übertragen, die „aventurine naturelles“. Im Verlauf dieser Entwicklung bürgerte sich im Italienischen anstelle der bis dahin verwendeten Bezeichnung „venturina“ die dem Französischen analoge Vokabel „avventurina“ ein. Der Muranes Giovanni Darduin, der seit dem
2. März 1644 ein Rezeptbuch führte, gibt eindeutig an, dass die „venturina“ so genannt werde, weil sie „mehr durch Glück als durch Kenntnis“ gelungen sei.
Auf das Geheimnis des Aventurineffektes muss man zwischen 1612 und 1644 gekommen sein; denn der florentinische Priester Antonio Neri erwähnt ihn in seiner 1612 erschienenen „Arte vetraria“ noch nicht.
Nach dem von Giovanni Darduin mitgeteilten Rezept erzielte man den Aventurineffekt folgendermaßen: Nachdem man 150 Pfund gestoßenes Glas geschmolzen hatte, nahm man 8 Pfund kalziniertes Blei oder Zinn, 8 Pfund rotes Kupfer I-Oxid, 2 ½ Pfund Hammerschlag (einem durch Erhitzen entstehenden oxidischen Überzug auf Metallen (Zunder), der in Form kleiner Schuppen abspringt) und 2 2/3 Pfund Eisenoxid, die man bei gut erhitztem Ofen in die Glasschmelze gab, und zwar in kleinen Mengen, dabei ständig rührend. Acht bis zehn Stunden nach der letzten Eingabe wurde noch einmal energisch gemischt, alsdann der Ofen dicht geschlossen und das Feuer gelöscht.
Das Geheimnis der Avneturinherstellung lag in der Verwendung des sauerstoffarmen Kupfer I-Oxid. Beim Schmelzen bildet sich metallisches Kupfer, das sich in Gestalt goldtoniger Kristallflitterchen ausscheidet.
Das Rezeptbuch des Giovanni Darduin gelangte auf dem Erbwege in den Besitz der Familie Miotti, die dafür ein Privileg erhielt und es bis zum Ende der Republik behauptete. Dann geriet das Geheimnis der Herstellung in Vergessenheit.